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für Familien mit verhaltensauffälligen Kindern
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Verhaltenstraining
Dr. Johannes Streif

 

 

 

 




 

 

Verhaltens-Training

 

Üben Sie doch mal, ein Verhältnis zu haben ...

Wir sind, der Himmel sei Dank, noch alle recht gesund. Alles ist tätig und fleißig, auch der Eduard selbst plagt sich, so dass wir hoffen, noch einmal einen tüchtigen Mann aus ihm zu machen. Nun kannst Du mir's gar nicht als eine Schwäche unseres Geschlechts ansehen, wenn ich neugierig bin wie Du Deine kleine Haushaltung eingerichtet, ob die Ökonomie auch die Hauptrolle spielt, das bei großen wie bei kleinen Haushaltungen eine unerlässliche Notwendigkeit ist. Dabei erlaube ich mir zu bemerken, lieber Karl, dass Du Reinlichkeit und Ordnung nie als Nebensache betrachten musst, denn davon hängt Gesundheit und Frohsinn ab. Halte pünktlich darauf, dass Zimmeren öfters gescheuert werden, setze eine zeit darauf fest - und scheure Du meinen lieben Karl wöchentlich mit der Schwamm und Seife.

Henriette Marx (1835)
Brief an ihren Sohn Karl Marx
(mit F. Engels Begründer der kommunistischen Lehre)
zitiert nach: Asta Scheib
... Dein wahrhaft sorgfältiger Vater. Briefe an Kinder
Middelhauve (1988) S.112

Vielleicht fragen Sie sich, wie man Verhalten trainieren kann? Und zwar nicht in einer ganz bestimmten Situation, sondern allgemein. Elternratgeber oder Erziehungsberatungen bieten nicht selten Beispiele zur gezielten Problemlösung. Da wird Ihnen dann mitgeteilt, was Sie wirksam tun können, wenn Ihr Kind sein Zimmer nicht aufräumen möchte. Über das Problem "Mein Kind lebt im Chaos" wird Ihre Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt, zumal es kaum Eltern von Kindern unter 12 Jahren geben dürfte, die sich nicht gelegentlich an der Unordnung im Kinderzimmer stören. In "modernen" Ratgebern wird Ihnen zunächst genau dieser Punkt vermittelt: Egal welches Problem Sie mit Ihrem Kind haben - Sie sind nicht allein! Da Sie um Rat suchen und nicht Ihr Kind, dem das Chaos nichts anhaben kann, ist das ein guter Trick, Sie für den Ratgeber einzunehmen. Die meisten populären Bücher zu Erziehungsfragen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern verraten deshalb mehr über Ihre Wünsche und die Absichten der Autoren als über Kinder. Wenn Sie nämlich ins Detail gehen und sich über das Verhalten Ihres Kindes nach genauen Beobachtungen Rechenschaft ablegen, dann merken Sie meist rasch, dass Ihr Problem mit dem Kind etwas ganz Besonderes ist. Weil Sie und Ihr Kind "einzigartige" Wesen sind, die auch auf eine besondere Weise miteinander umgehen. Ganz zu schweigen von Ihren spezifischen Lebensumständen.

Es ist nicht so, dass Ihr Kind einfach unordentlich ist. Vielleicht hat es ein Lieblingsspielzeug, mit dem es sehr sorgfältig umgeht, während der Rest gleichgültig behandelt wird. Das große Sortiment Computer-Lego hat seine eigene Ordnung, aber die teuren Marken-Klamotten, um die Sie sich vorwurfsvoll kümmern, liegen überall im Zimmer verstreut. Wenn Papa das Aufräumen verlangt, ist Sohnemann schnell bei der Sache, aber Mama kann Bitten, Betteln und Drohen und nichts geschieht. Mein Sohn räumt ja nur auf, wenn er 5 Euro bekommt. Die Mutter von Niklas sagt, dass ihr Sohn nicht aufräumen kann; er verliert sich dann in immer neuen Ablenkungen und wird nie fertig. Freunden von mir ist es völlig gleich, ob ihr Nachwuchs die Kinderzimmer aufräumt, aber mich stört allein der Gedanke an die haarsträubenden Zustände ... Ist Ihr Kind glücklich und in der Schule alles okay, dann fördern Sie ruhig die Ordnungsliebe Ihres Kindes. Ansonsten überprüfen Sie jetzt einmal in Gedanken, was Ihnen im Leben Ihres Kindes (als das Kind, das es heute ist) wichtig erscheint. Was glauben Sie, was demgegenüber Ihrem Kind wichtig ist? Welches Verhältnis haben Sie zu Ihren Vorstellungen, welches zu den Vorstellungen Ihres Kindes? Aus diesem Verhältnis erwächst das Verhalten - Ihres und das des Kindes.

 

Über die Verhältnisse leben

Der französische Schriftsteller und Philosoph Jean-Paul Sartre hat ein berühmtes Werk verfasst, in dem er die Bedingungen menschlichen Lebens beschreibt. Es heißt Das Sein und das Nichts. Einfach gesagt mein Sartre mit dem Titel, dass Mensch-Sein bedeutet, alles andere in der Umwelt nicht zu sein. Haben Sie sich schon einmal gefragt, was das Bewusstsein ist? Jetzt, wenn Sie darüber nachdenken, ist dieses Denken in Ihrem Bewusstsein. Berühren, dingfest machen können sie Ihr Bewusstsein aber nicht. Es ist immer das, was es nicht ist: Es zählt Äpfel, aber es ist kein Apfel; es liest Bücher, aber es ist kein Buch und auch nicht die Wörter in den Büchern; es denkt über diesen Satz nach, den Sie gerade lesen, aber der Satz ist nicht das Bewusstsein. Sartre hat ein Kapitel in seinem Buch "Der Blick" genannt. Darin schreibt er über das, was in unseren Köpfen passiert, wenn wir Menschen einander wahrnehmen und beobachten. Zum Beispiel bei einem Spaziergang im Park. Oder im Streit. Oder auch an der Tür des Kinderzimmers, als Sie Ihren Sohn inmitten seines Chaos beim Basteln ertappen, obwohl er doch eigentlich versprochen hat, heute zügig aufzuräumen. Sie ärgern sich über das unordentliche Zimmer; und Sie sind enttäuscht über das leere Versprechen. Später werden Sie erfahren, dass er gerade ein Geschenk für Sie bastelte. In der Erinnerung sehen Sie die Unordnung dann viel milder. Wichtiger als das gebrochene Versprechen ist Ihnen auch die Hilfsbereitschaft, mit der er kommende Woche täglich einkaufen geht, nachdem Sie mit dem Fahrrad gestürzt sind und kaum laufen können. Das Chaos im Kinderzimmer ist das gleiche geblieben. Aber Ihr Blick auf die selben Dinge hat sich schlagartig verändert.

 

Spaziergang am "Heiligen Berg" (Kloster Andechs)

Wir leben in Verhältnissen. Das ist gar nicht so anrüchig, wie es sich zunächst anhört. Es ist vielmehr zwangsläufig und daher völlig normal. Und wir leben über unsere Verhältnisse. Nicht, weil wir alle größenwahnsinnig sind, sondern weil die augenblickliche "Größe" des Lebens eben nicht für die Ewigkeit genügt. In einem Verhältnis zu leben heißt schlicht, dass man zu etwas oder jemandem einen Bezug hat, dass bestimmte Dinge und Menschen für uns von Bedeutung sind. Natürlich heißt das häufig auch, dass wir von manchen Dingen oder Menschen abhängig sind. Über seine Verhältnisse zu leben meint, über den Tellerrand hinauszuschauen, neue Dinge kennen zu lernen, neue Menschen zu treffen, kurz: neue Verhältnisse einzugehen. Das Leben ist ein unentwegtes Vermessen von Distanzen. Wie wichtig ist mir das neue Auto? Wie viel Gehalt bekommt mein Nachbar? Wie sehr liebt mich meine Frau? Wie weit kann ich meinen Kindern vertrauen? Solche Fragen sind nicht kleinlich oder gar egoistisch. Sie sind der Ausdruck unseres Bewusstseins. Sie setzen unsere Sichtweise, unsere Werte und Wünsche in alltagstaugliche Überlegungen um. Hinter jeder dieser Fragen steht letztlich die eine Frage an uns selbst: Wie verhalte ich mich - zum neuen Auto, angesichts des Neides auf den Wohlstand meines Nachbarn, gegenüber meiner Frau und meinen Kindern?! Die Antwort ist mein persönliches Verhältnis zu den Bedingungen meines Lebens. Unsere Verhältnisse sind die Grundlage unseres Denkens und Handelns. Und unseres Fühlens, das immer auch auf unserem Verständnis der Welt gründet.

Wenn ein Mensch die Hälfte eines jeden Tages damit zubringt, in den Wäldern spazieren zu gehen, weil er sie liebt, läuft er Gefahr, als Faulenzer angesehen zu werden; aber wenn er seinen ganzen Tag als Spekulant vertut, der diese Wälder abhauen und die Erde vorzeitig kahl werden lässt, wird er hoch geachtet als fleißiger und unternehmender Bürger. Als ob die Stadt kein anderes Interesse an ihren Wäldern hätte, als sie abzuholzen!

Henry David Thoreau
Leben ohne Grundsätze
Atlantic Monthly (1863)
zitiert nach: ders.
Ausgewählte Essays
G. Kiepenheuer (1986) S.78

 

 

 

Verhältnismäßig wenig Probleme

Wenn Eltern verhaltensgestörter Kinder bei Treffen von Selbsthilfegruppen oder in einschlägigen Internetforen über die Sorgen mit ihren Sprösslingen berichten, dann hört oder liest man häufig von ganzen Litaneien an Problemen. Über manchen Kindern türmen sich drei kinder- und jugendpsychiatrische Diagnosen und mehrere umschriebene Lernstörungen. Bisweilen gewinnt man den Eindruck, diese Kinder seien schwerst behindert und würden niemals in ihrem Leben der Sorge von Mutter und Vater entwachsen. Selbst intellektuelle Begabungen werden nicht selten als Probleme dargestellt. Im Guten wie im Schlechten sehen die Eltern eine belastende Übersteigerung. Zu unruhig - zu ruhig; zu gleichgültig - zu zwanghaft; zu laut - zu still; zu schlau - zu schwach. Selten wird dabei die Frage erörtert: Zu viel ... für wen eigentlich?

Durch seine unbedingte Beziehung zur Umwelt hat Verhalten stets etwas Subjektives, - und das nicht nur für den Handelnden, sondern auch für den Beobachter, der ja ein Teil der Umwelt ist. Wie bereits gesagt: Die Unordnung im Kinderzimmer kann man aus verschiedenen Perspektiven sehen. Daher ist auch die Diagnose von Verhaltensstörungen abhängig von der Einschätzung der Umwelt. Ärzte und Psychologen können sich dabei selten allein auf das Verhalten des Kindes in der Untersuchungssituation stützen. Sie greifen immer auch auf Berichte der Eltern, Lehrer, Nachbarn oder Freunde zurück, soweit man als Außenstehender Zugang zu solchen Informationen hat. Auch der Leidensdruck der Mitmenschen, die i.d.R. das auffällige Kind in Beratungsstellen, Praxen oder Kliniken vorstellen, ist bei vergleichbarem Schweregrad der Störung oft sehr unterschiedlich. Stadt oder Land, arm oder reich, krank oder gesund, allein oder eingebunden in einen Kreis von Familie und Freunden - viele Faktoren spielen v.a. auf der Elternseite eine entscheidende Rolle. Diese sind natürlich nicht minder wichtig, wenn es um die Behandlung einer Verhaltensstörung bei Kindern geht. Weitgehend unabhängig vom kindlichen Verhalten bedarf der Leidensdruck der Umwelt einer eigenen therapeutischen Berücksichtigung und gegebenenfalls einer Intervention. Verhältnismäßig wenig Probleme mit dem Kind sind anders zu behandeln als verzweifelte Wut und Enttäuschung von Müttern oder Vätern. Verhaltenstraining ist aus diesem Grund weniger eine pädagogische Unterweisung als vielmehr eine Übung in der Selbstwahrnehmung, um das Kind im eigenen Verhältnis zu ihm besser sehen und verstehen zu können.

Mit einem Tropfen Honig fängt man mehr Mücken als mit einem ganzen Fass Essig.

Franz von Sales, mit Johanna Franziska Frémyot de Chantal Begründer des Ordens der Salesianerinnen (1610)

 

Verhältnismäßig viele Probleme

 

 

 

Kunststücke, zum Beispiel, verlange ich nicht von ihm; es wäre vergebens. Er ist kein Gelehrter, kein Marktwunder, kein pudelnärrischer Aufwärter, er ist ein vitaler Jägerbursch und kein Professor. Ich hob hervor, dass er ein vorzüglicher Springer ist. Wenn es darauf ankommt, so nimmt er jedes Hindernis - ist es allzu hoch, um in freiem Sprunge bewältigt zu werden, so klettert er anspringend hinauf und lässt sich jenseits hinunterfallen, genug, er nimmt es. Aber das Hindernis muss ein wirkliches Hindernis sein, das heißt ein solches, unter dem man nicht durchlaufen oder durchschlüpfen kann: sonst würde Bauschan es als verrückt empfinden, darüber wegzuspringen.

Thomas Mann
Herr und Hund (1919)
zitiert nach: ders.
Die Erzählungen
Fischer (1986) S.615

 

 

 

 

 

 

 

Kommen wir zurück zum Beispiel vom Anfang dieses Artikels. Was bedeutet das: die Selbstwahrnehmung im Umgang mit dem Kind zu schärfen? Und wie kann dies zu einem aufgeräumten Kinderzimmer führen?

Stellen Sie sich vor, Ihr Chef würde in Ihr Büro kommen oder Ihren Arbeitsplatz betreten und die "heillose Unordnung" beklagen. Er habe am Wochenende, als Sie nicht im Unternehmen waren, etwas in Ihren Schubladen gesucht, aber im Chaos nicht gefunden. Dabei sei ihm auch aufgefallen, dass sich an der Seite Ihres Tisches immerhin 14 leere Flaschen gesammelt hätten, die längst in den Altglascontainer beim Getränkeautomaten gehörten. Zudem musste er mit Ärger feststellen, dass ein Auftrag, datiert vom Vormonat, noch immer unbearbeitet unter anderen Dokumenten liege; besser gesagt: lag, denn er habe ihn jetzt an sich genommen.

Viele Fragen, viele Antworten. Ist die Unordnung "heillos" oder machen Sie Ihren Job gut? Darf Ihr Chef in Ihren Schubladen wühlen, und wenn ja, fördert das Ihr Vertrauen in ihn? Wen stört der Abfall und wer ist für seine Beseitigung zuständig? Wird Ihr Chef den unbearbeiteten Auftrag nun selbst erledigen?

 

- Niklas, in Deinem Zimmer sieht es katastrophal aus. In dieser Unordnung findest Du doch nichts mehr!
- Doch Mama, ich weiß, wo die Sachen sind, solange Du nichts durcheinander bringst.
- Hier kann man nichts mehr durcheinander bringen! Ich habe in allen Deinen Schubladen nach meiner Haushaltsschere gesucht und sie nicht gefunden.
- Ich hab' die Schere nicht! Warum fragst Du nicht einfach?
- Du warst gerade in der Schule. Außerdem war's nicht schlecht, dass ich mal wieder nach dem Rechten gesehen habe. Ich habe Dir doch ausdrücklich verboten, Lebensmittel mit ins Kinderzimmer zu nehmen! Wenn Du's trotzdem machst, dann räum' wenigstens Geschirr und Flaschen wieder in die Küche.
- Ich hab's vergessen. Außerdem muss ja eh immer ich die Flaschen in den Keller runterbringen. Da ist es doch egal, ob sie bei mir oder in der Küche rumstehen.
- Niklas, Du weißt, dass ich Lebensmittel im Kinderzimmer nicht sehen möchte! Warum hältst Du Dich nicht einfach daran?!
- Aber die Flaschen sind doch leer. Und warum schnüffelst Du in meinem Zimmer rum?! Das ist
mein Zimmer!
- In
meiner Wohnung! Übrigens habe ich eine Klassenarbeit vom letzten Monat gefunden, die ich längst hätte unterschreiben müssen ...
- Scheiße, die Deutschprobe! Ich hätte sie Dir heute gezeigt.
- Das glaubst Du ja selbst nicht! Jedenfalls habe ich sie mir mitgenommen und heute Abend werden wir uns das Elend mal gemeinsam ansehen.

Ähnliche Fragen, ähnliche Antworten. Weiß die Mutter, ob Niklas sich in der Unordnung seines Zimmers zurechtfindet? Geht es um das Zimmer oder die Privatsphäre des Kindes? Wird Niklas in Zukunft keine Lebensmittel  mehr in sein Zimmer mitnehmen? Kann die gemeinsame "Begutachtung" der Deutschprobe nach diesem Vorspiel Niklas dazu motivieren, sich eher über schulische Belange mit der Mutter auseinander zu setzen?

 
Der Schüler, der vor den Lehrern sitzt, ist und bleibt deren Aufgabe. Es gibt keine Ausreden. Wenn ein Schüler nicht lernt, dann liegt das Problem beim Lehrer. Und nicht bei der Schulform.

Prof. Pirjo Linnakylä
(Mitautorin der PISA-Studie)
zitiert nach: C. Fuchs
Wo der Fernseher beim Lesen hilft. Warum ausgerechnet das finnische Schulsystem beim weltweiten Pisa-Test der OECD am besten abgeschnitten hat
Stern Nr. 4 (2002) S.57

Es ist die Mutter, die in Niklas Zimmer ihre Schere nicht fand. Die Verallgemeinerung, dass der Sohn in der eigenen (Un-)Ordnung nichts finden könne, wird ihn nicht überzeugen. Überhaupt "kann man" kaum erreichen, was die Mutter für sich nicht sagen kann oder möchte. Besser: Ich konnte meine Schere in unserer Wohnung nicht finden! Wer sieht in Abwesenheit des Un-Rechten, der angeblich die Schere verlegt hat, nach dem Rechten?! Immerhin hat sich bislang keiner zur Rechtmäßigkeit der Sichtweise des anderen bekannt. Wenn es "einfach" ist, sich an Regeln zu halten, so kann man kaum einen besonderen Gewinn davon erwarten, da doch alle es tun. Besser: Ich würde mich freuen, wenn Du Dich auch weiterhin so gut wie bisher an diese Regel halten würdest! Und Schule ist ein heikles Thema; Autorität und Vertrauen kann man hier als Eltern nur erreichen, wenn man Leistungen erwartet, fördert und würdigt, die das Kind sich selbst zuschreiben kann.

 

Training zum besseren Lehrer

Ich muss das Spiel doch in Gang halten. Keine Wunderheilungen auf unserer Reise. Keine Billiglösungen durch Singspiel und Spiegeltrick. Unsere Wunden sind möglichst lange offen zu halten. Dieses Reden in Dir und mir ist ja nichts anderes als die Krankheit des Fragens. In uns die Fragezentren sind heutzutage krank. Sind in den Kopf gewandert. Können keine richtigen Fragen mehr bilden. 

Peter Handke
Die Kunst des Fragens
st 2359 (1994) S.52

Ich ärgere mich über das Chaos im Zimmer meines Kindes; muss es meine Ordnungsliebe teilen oder schlicht akzeptieren, dass mir Ordnung auch im Kinderzimmer etwas bedeutet? Ich habe ein Anrecht darauf, in meiner Wohnung zu suchen und zu finden, was mir gehört; mache ich meinem Kind einsichtig, dass es mir um die Sache geht und nicht um einen Vorwand zur Verletzung seiner Privatsphäre? Für mich ist es selbstverständlich, dass Lebensmittel nicht jenseits von Küche und Esstisch verzehrt werden; warum ist das für mein Kind nicht einfach einzusehen? Ich wünsche mir, dass mein Kind mir seine Schulhefte umgehend vorlegt; was hindert es daran? Ein guter Lehrer zu sein heißt, die richtigen Fragen zu stellen. Fragen, die auf Sie, Ihr Kind, Ihre Situation passen. Deshalb kann Verhaltenstraining auch kein Üben von Lösungen sein. Wenn Sie sich fragen, warum Ihnen Elternratgeber und Erziehungsberatungen nicht auf Dauer geholfen haben, machen Sie den ersten Schritt des Trainings! 
 

 

 

 

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