die.jägerburg - Integrierte Angebote
für Familien mit verhaltensauffälligen Kindern
www.jaegerburg.de

Verhaltenstraining
Dr. Johannes Streif

 

 

 

 




 

 

 

Die wissenschaftliche Psychologie, die "Lehre von den Erscheinungen und Zuständen des bewussten und unbewussten Seelenlebens" (DUDEN Herkunftswörterbuch), nahm ihren Ursprung im späten 18. Jahrhundert. Auf diese Zeit geht auch ihr Name zurück, der aus Ableitungen der griechischen Wörter "psyche" (= Atem / Seele) und "logos" (= Wort / Gedanke) zusammengesetzt ist. 1782 verfasste der Autor und damalige Konrektor des Berliner Gymnasiums zum Grauen Kloster, Karl Philipp Moritz, den Aufruf zur Gründung eines "Magazin zur Erfahrungsseelenkunde". Es erschien zehn Jahre lang bis zum Tod seines Gründers. Dessen berühmter "psychologische" Roman » Anton Reiser « (unvollendet) montiert in vier Bänden die Erkenntnisse, welche in der Zeitschrift gesammelt wurden, sowie eigene, vielfach autobiographische Erfahrungen des Autors zu einer bedrückenden entwicklungspsychologischen Lebensgeschichte.

Viele berühme Zeitgenossen und Persönlichkeiten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts trugen mit ihren Erkenntnissen zur Entstehung früher psychologischer Vorstellungen bei: Der Anatom Franz Joseph Gall, der psychische Zustände und Regungen an der Schädelform erkennen zu können glaubte; der Dichter Johann Wolfgang von Goethe, der u.a. seine Höhenangst mit detailliert beschriebenen verhaltenstherapeutischen Maßnahmen behandelte; oder Charles Darwin, der Begründer der Evolutionstheorie, der sich lange mit dem Ausdruck von Emotionen beschäftigte. Die neue wissenschaftlich- akademische Psychologie gewann jedoch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Bedeutung. Ihr Ausgang waren die psycho- physikalischen Studien von Ernst Heinrich Weber, Hermann von Helmholtz, Gustav Theodor Fechner oder Wilhelm Wundt, deren Forschungen und Befunde noch heute an Universitäten gelehrt werden. Die Beschäftigung mit Persönlichkeit und Entwicklung, den heute zentralen "klassischen" Themen der klinischen Psychologie und Psychotherapie, begann allerdings erst im 20. Jahrhundert. Ihre Vertreter wie das Ehepaar Stern, Charlotte Bühler, Hildegard Hetzer oder Jean Piaget begründeten Diagnose- und Therapieformen, die in vielen universitären Schulen noch immer wirksam sind. Mit der Tiefenpsychologie nach Sigmund Freud, Carl Gustav Jung und Alfred Adler nahm die Psychotherapie eine Gestalt an, die bis zum heutigen Tag fortwirkt.

 

Buchcover zu K. P. Moritz
» Anton Reiser «

 


Ärzte / Fachärzte
Andere Berufe

Selbstdiagnose
Entbehrlich

Fachrichtungen der Psychologie

Diagnostische Erfassung der Kernsymptome

Weiterführende interessante Informationen

Unter den verschiedenen Disziplinen der Psychologie und Psychotherapie sind - gleich Fachärzten - die Vertreter verschiedener Richtungen bzw. Schulen den Inhalten ihrer Ausbildung und Tätigkeit nach für die Stellung der Diagnose einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung geeignet. Unter den Fachrichtungen der Psychologie sollten die Klinischen Psychologen sowie die Entwicklungspsychologen grundsätzlich durch Studium und Arbeit mit dem Störungsbild vertraut sein. Im therapeutischen Alltag haben diese Richtungen jedoch keine feste Bedeutung. Hier ist bedauerlicherweise auch nach der Verabschiedung des deutschen Psychotherapeutengesetztes (PsychThG) für die Patienten de facto kaum etwas klarer und verlässlicher als zuvor. Unter den heute zugelassenen Psychotherapeuten sind fast ausschließlich die bereits früher im Delegationsverfahren (d.h. auf Verschreibung der Ärzte) tätigen Psychotherapeuten wieder "am Markt" - nun durch Gesetzgebung und die restriktive Kassenzulassung vor dem bisweilen besseren Nachwuchs geschützt. Betrachtet man die zugelassenen Therapieschulen, die sich letztlich mehr in der Therapieform als den diagnostischen Standards unterscheiden sollten, so sind v.a. im Kindes- und Jugendalter Verhaltenstherapeuten den Vertretern humanistischer und tiefenpsychologischer Verfahren vorzuziehen. Gerade letztere haben sich in Person einzelner, auch recht prominenter Therapeuten durch z.T. fragwürdige Mutmaßungen oder gar Behauptungen zur Ursache der Hyperkinetischen Störung auch diagnostisch disqualifiziert. 

 

Im Alltag verschwindet die Therapieschule jedoch meist hinter der Persönlichkeit des Therapeuten. Ungeachtet der hier angeführten Vorüberlegungen sollte bei der Wahl des Diagnostikers wie auch des Therapeuten daher die eigene kritische Einschätzung der fachlichen wie menschlichen Qualitäten des Arztes oder Psychologen im Mittelpunkt stehen. Wichtig ist bereits beim Stellen der Diagnose nicht allein das Wissen um die Störung, sondern v.a. auch die Hilfe, die aus den diagnostizierten Problemen abgeleitet wird.

 

 

 

Fragebogen für Kinder

Fragebogen für Erwachsene

Neuropsych. Verfahren

Aufgaben aus Intelligenztests

 

Diagnostische Erfassung der Kernsymptomatik

Die Kernsymptomatik der Hyperkinetischen Störung besteht aus Symptomen der Impulsivität, Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörung. Die Symptome aller drei Gruppen werden bis heute primär durch Beschreibungen von Personen aus der Umwelt der Betroffenen bzw. der Patienten selbst erfasst. Das gilt insbesondere für die ärztliche Praxis, die tendenziell weniger mit Verfahren aus dem Bereich der Psychodiagnostik wie Tests oder neuropsychologischen Messgeräten vertraut ist. Aber auch viele Psychologen verfügen weder über die Erfahrung noch die Ausstattung zur standardisierten Überprüfung von Auffälligkeiten im Bereich der Kernsymptomatik. Ungeachtet aller klinischen Routine vieler Ärzte und Psychotherapeuten ist eine Diagnosestellung, die sich ausschließlich auf unstrukturierte Gespräche mit dem Betroffenen und seiner sozialen Umgebung stützt, nicht hinreichend genau, um die subjektive Auffälligkeit in Teilbereichen vom Vorliegen der Störung sicher abzugrenzen.

Ein einfacher Zugang zu standardisierten und zum Teil auch normierten, d.h. mit einer Gruppe von unauffälligen Menschen vergleichbaren Daten besteht in der Anwendung von Fragebogenverfahren. Diese fragen das Verhalten einer Person in bestimmten Situationen ab; der Patient oder "Beobachter" (Eltern, Lehrer, Freunde) beantworten fest vorgegebene Fragen mit »Ja« oder »Nein« bzw. bewerten Aussagen über das Verhalten hinsichtlich der Stärke ihres Zutreffens auf den Patienten.

 

Fragebogenverfahren für Kinder

 


Ausschnitt der CBCL 4-18
Child Behavior Checklist (CBCL): Die CBCL ist das weltweit gebräuchlichste Fragebogenverfahren zur Erfassung von Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen von 4 bis 18 Jahren.* Sie richtet sich an die Eltern der Betroffenen und gliedert sich in drei Kompetenzskalen zu Schule und Freizeit sowie acht Syndromskalen, die einzelne Verhaltensaspekte erfassen. Für die CBCL gibt es Normen aus den USA, die auch in Deutschland anwendbar sind, da die Ergebnisse zurückhaltender als bei amerikanischen Kindern und Jugendlichen ausfallen. Ein eigene Skala zum Hyperkinetischen Syndrom hat die CBCL nicht.

[* Neben der bekannten CBCL existiert auch eine CBCL 2-3 für Kinder im Alter von 2 und 3 Jahren; darüber hinaus gibt es zur CBCL eine parallelisierte Jugendversion, die von Kindern und Jugendlichen selbst ausgefüllt wird, sowie eine Lehrerversion.]

 

Gemeinsame hohe Werte (T>70; PR>98) auf den Syndromskalen VI Aufmerksamkeitsstörung und VIII Aggressives Verhalten weisen auf das Vorliegen einer Hyperkinetischen Störung hin; ist auch das Ergebnis auf Skala VII Delinquentes Verhalten weit über dem Durchschnitt, so ist eine Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens gegeben bzw. zeichnet sich ab. 

US-Ausgabe der CRS
Conners' Rating Scale (CRS): Die Einschätzungsskalen von Conners sind das bekannteste Verfahren zur Erfassung von kindlichen Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität. Sie liegen für Eltern und Lehrer als Kurz- sowie Langversionen vor und beinhalten Verhaltensbeschreibungen, die jenen in der ICD-10 ähneln. Die Conners-Skalen sind in unterschiedlichen Übersetzungen auch im deutschsprachigen Raum im Umlauf. Brauchbare Normen gibt es hierzulande allerdings nicht.

 

Die CRS in ihren diversen Versionen bieten einen guten Überblick über kindliche Auffälligkeiten aus dem Bereich der Hyperkinetischen Störung. Sie eignen sich v.a. zur Therapiekontrolle. Diagnostisch ist von Nachteil, dass sie sehr gezielt nach Symptomen ausschließlich dieser Störung fragen, was zur Überbewertung spezifischer Aspekte verführt.

Ausschnitt aus dem HKS
Fragebogen zum Hyperkinetischen Syndrom und Therapieleitfaden (HKS): Der HKS, ein Verfahren, das seit 1993 in Anwendung ist, besteht aus nur 15 Items (Fragen) und einem sehr kurzen Manual, das man kaum ernsthaft als Therapieleitfaden akzeptieren kann. Der HKS mag beim Verdacht auf das Vorliegen einer hyperkinetischen Störung weitere Indizien liefern - ein für sich brauchbares Diagnoseinstrument ist er hingegen nicht.

 

Der HKS ist ein sehr knapper, allerdings normierter Test zur Erfassung von Symptomen der Hyperkinetischen Störung. Eine in der klinischen Praxis hinreichende diagnostische Genauigkeit erreicht er nicht.
Fragebogenverfahren für Erwachsene

 


CAARS
Conners' Adult ADHD Rating Scales (CAARS): Die CAARS sind ein recht neues Verfahren zur Diagnose einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung im Erwachsenenalter. Sie liegen für die Patienten selbst in einer Kurz- und Langversion vor. Darüber hinaus gibt es eine Screening-Version für externe Beobachter der Verhaltensstörung. Die fünf Skalen der Kurzversion geben nicht unmittelbar die DSM-Kriterien wieder; die Langversion enthält zudem die Fragen des DSM-IV. Für Kurz- und Langversion einerseits sowie die Screening-Version andererseits gibt es in den USA umfangreiche Normen. Eine Übertragung des Verfahrens ins Deutsche wird erwogen, liegt jedoch noch nicht vor. 

 

Die CAARS sind ein gut durchdachtes, gestaltetes und normiertes Verfahren zur Erfassung von Symptomen der Hyperkinetischen Störung. Leider liegt eine Übertragung des Tests ins Deutsche bislang nicht vor.

Brown ADD Scales
Brown ADD Scales (BADDS): Das Testverfahren von Thomas Brown umfasst nicht nur einen Fragebogen mit 40 Items zum Selbstbericht, sondern auch einen umfangreichen Anamnesebogen, der alle für die Diagnosestellung wichtigen Bereiche (DSM-Kriterien, Intelligenz, andere und/oder komorbide Störungen) berücksichtigt. Für die Skalen des Fragebogens liegen differenzierte T-Wert-Normen vor, die allerdings aufgrund der geringen Anzahl Items pro Skala nicht sehr aussagekräftig erscheinen. Eine Gesamtskala stellt jedoch einen zuverlässigen Indikator für das Vorliegen einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADD [= ADS] nach DSM-IV) dar. Vom Fragebogen sind in deutschen Kliniken und Praxen verschiedene i.d.R. nicht autorisierte Übersetzungen im Umlauf.

 

In der  psychologischen und ärztlichen Praxis sind die BAADS das brauchbarste, weil einzige die gesamte Krankheitsgeschichte erfassende Testverfahren für die Diagnose der ADD (ADS) bei Erwachsenen. Die Normen für die Einzelskalen sind allerdings aufgrund der geringen Anzahl Items pro Skala mit Vorsicht zu nutzen. 

Ausschnitt aus der WURS
Wender Utah Rating Scale (WURS): Die WURS sind ein recht gutes Verfahren zur retrospektiven Erfassung hyperkinetischen Verhaltens im Kindesalter. Das Bestehen der Störung bereits in Kindheit und Jugend ist nämlich eine Voraussetzung auch der Diagnose im Erwachsenenalter. Dazu enthält die WURS 61 Aussagen, die hinsichtlich ihres Zutreffens auf das Verhalten in der Kindheit vom Patienten selbst einzuschätzen sind. Allerdings werden zur Diagnose nur 25 statistisch als zuverlässig ermittelte Items herangezogen. Von der WURS liegt seit 1997 eine autorisierte Übersetzung durch Götz-Erik Trott vor.

 

Die WURS sind ein Verfahren zur rückblickenden Diagnose einer Hyperkinetischen Störung im Kindesalter. Die Items sind gut ausgewählt und erschweren es dem Patienten, eine Diagnose durch gezieltes Antworten zu begünstigen.
Einzelne Aspekte der Kernsymptomatik der Hyperkinetischen Störung sind auch mit neuropsychologischen Testverfahren messbar. Der Einsatz solcher Tests ist sinnvoll, um Berichte und  situative Beobachtungen durch die Ergebnisse standardisierter Methoden der Datenerhebung zu untermauern. Denn: Selbstbeherrschung und Konzentration sind nicht nur physiologisch, d.h. in der angeborenen Natur des Menschen vorgegeben, sondern zugleich von erlernbaren Strategien abhängig. Daher ist es wichtig, die entsprechenden natürlichen Voraussetzungen eines Menschen möglichst getrennt von denkbaren Einflüssen durch ungenügendes Wissen und unzureichende Strukturierung der Umwelt zu untersuchen. Neben meist computergestützten Testverfahren zur Messung von Aspekten der Aufmerksamkeit und Impulsivität können auch einzelne Aufgaben aus Intelligenztests oder Geräte zur Erfassung der motorischen Aktivität im Diagnoseprozess wichtige Informationen liefern.

 

Neuropsychologische Verfahren

 


Screenshot des TAP 1.5
Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Die TAP ist im Grundsatz ein computergestützter Test zur Messung von Aufmerksamkeitsleistungen, zu welchen im Verständnis der Autoren auch Funktionen der Wahrnehmung und des Gedächtnisses zählen. Das Testverfahren zielt dabei jedoch nicht auf die Diagnose einer Aufmerksamkeitsstörung im Rahmen der Hyperkinetischen Störung ab. Durch Frau Dr. M. Noterdaeme, Oberärztin an der Heckscher-Klinik München, wurden im Rahmen ihrer Habilitation jedoch statistische Daten für Kinder und Jugendliche ab 7 Jahren ermittelt. Indikatoren einer Störung der Aufmerksamkeit im Kontext einer Hyperkinetischen Störung sind die Subtests Geteilte Aufmerksamkeit, Reaktionswechsel, Visuelle Vigilanz sowie Visuelles Scanning. Allerdings beweisen auffällige Werte in einem oder mehreren der Subtests das Vorliegen der Störung nicht zweifelsfrei, wie auch unauffällige Werte die Diagnose eine Hyperkinetischen Störung nicht ausschließen. Leider sind die Normen von Frau Dr. Noterdaeme sowie ihre Interpretation bis heute nicht veröffentlicht.

 

Mit den Normen für Kinder und Jugendliche von Frau Dr. Noterdaeme wird die TAP zum momentan einzigen brauchbaren, zuverlässigen und hinreichend genau normierten Testverfahren der Aufmerksamkeitsleistung bei Kindern und Jugendlichen. Eine gültige Messung der Aufmerksamkeit ohne technische Verfahren (i.d.R. unter Verwendung eines Computers) ist nicht möglich. Gängige "Paper-Pencil-Tests" (Tests mit Papier und Bleistift) wie d2 oder KLT sind hier alleine nicht aussagekräftig.

Screenshot des SRKT-K
Selbstregulations- und Konzentrationstest für Kinder (SRKT-K): Der SRKT-K ist in Verbindung mit dem Selbstregulations-Strategientest für Kinder (SRST-K) des renommierten Autors Julius Kuhl ein cleveres Testverfahren zur differenzierenden Beurteilung mangelnder Selbstregulationsfähigkeiten bzw. -kompetenzen von Grundschulkindern der ersten bis vierten Klasse. Der Test verlangt dazu die Lösung einer Reaktionsaufgabe und lenkt die Kinder zugleich mit einem nebenbei ablaufenden, jedoch nicht beeinflussbaren Wettklettern von Klammeräffchen ab. Die Ergebnisse des SRKT-K zeigen eine statistische Verbindung zu Lehrerurteilen über die Vergesslichkeit, Ablenkbarkeit und Ausdauer der Kinder sowie Zusammenhänge mit Schulnoten und der Ergebnissen von Leistungstests. Einziger Wermutstropfen: Die DOS-Oberfläche des Testverfahrens wirkt im Zeitalter hochauflösender Computerspiele ein bisschen antiquiert.

 

Der SRKT-K ist ein cleveres Verfahren zur Messung von Konzentrationsleistung, impulsiven Reaktionen und Ablenkbarkeit. In Einheit mit dem SRST-K ist es möglich, Defizite in der kindlichen Selbstregulation, wie sie für die Hyperkinetische Störung typisch sind, vom Mangel an erlernten brauchbaren Selbstregulationsstrategien zu unterscheiden. Leider ist die Oberfläche des Tests aus den Anfangsjahren DOS-basierter Programme und wirkt daher veraltet. Die Qualität von Computerspielen auf Handys wird allerdings erreicht.

Beispiel für ein Aktometer
Aktometer wie das Gerät ActiTrac von IM-Systems erlauben die bequeme und im Alltag kaum störende Aufzeichnung von motorischer Bewegung z.B. der Beine. Dazu werden die armbanduhrgroßen und gegen äußere Einwirkungen (Schläge, Spritzwasser) weitgehend unempfindlichen Messgeräte einfach oberhalb des Knöchels des "nichtdominanten" Fußes (bei Rechtshändern der linke Fuß und umgekehrt) mit einem Band befestigt. In Abschnitten von wenigen Sekunden speichert ein Chip im Aktometer Daten über die Art und Dauer der Bewegung. Diese können z.B. nach einer Woche durch ein Computerprogramm ausgelesen und weiterverarbeitet werden. Hat man Vergleichswerte von anderen Personen, kann man abschätzen, inwieweit die Hyper-Aktivität eines Patienten tatsächlich über dem Durchschnitt der Bewegungsunruhe von Menschen in vergleichbaren Lebensbedingungen liegt. Eine solche objektive Messung der Bewegung ist v.a. dann wichtig, wenn Berichte aus der Umwelt der/des Betroffenen ein widersprüchliches Bild ergeben. Darüber hinaus lässt sich mittels Aktometer eine Kontrolle der Wirksamkeit von Behandlungsformen auf die Kernsymptomatik der Hyperaktivität vornehmen - was nicht nur für die medikamentöse Therapie von Interesse ist.

 

Aktometer sind sinnvolle Messinstrumente zur objektiven Erfassung von motorischer Aktivität. Moderne Geräte sind klein und bequem zu tragen, d.h. sie behindern alltägliche Aktivitäten nicht. Die Daten können nach längeren Zeiträumen ausgelesen und mit dem Computer analysiert werden. Da Hyperaktivität je nach Lebensbedingungen ein sozial sehr störendes Symptom sein kann, ist die genaue Einschätzung der Ausprägung von Unruhe für Diagnose und Behandlung des Hyperkinetischen Syndroms wichtig.
Aufgaben aus Intelligenztests

 


HAWIK-III
Hamburg Wechsler Intelligenztest für Kinder - Dritte Auflage (HAWIK-III): Die Subtests Mosaik-Test und Figurenlegen des HAWIK-III bilden Denkleistungen ab, die bei Russel A. Barkley unter dem Oberbegriff der "Rekonstitutionsfähigkeit" zusammengefasst werden. Damit ist die Fähigkeit gemeint, Handlungen, aber auch Formen selbständig zu analysieren und zu neuen Gestalten zu kombinieren. In diesem Sinne verlangen die Aufgaben des Mosaik-Tests die gedankliche Teilung eines Musters und seinen Nachbau durch vorgegebene Würfel. Im Fall des Figurenlegens muss die Testperson Puzzle legen, wobei die Vorstellung davon, was für eine Gestalt die Teile zusammen ergeben werden, die Aufgabe deutlich erleichtert. Kinder und Jugendliche, die am Hyperkinetischen Syndrom leiden, zeigen in beiden Subtests des HAWIK-III häufig unterdurchschnittliche Leistungen verglichen mit dem Gesamt-IQ. Eine diagnostische Sicherheit ist aus dem beobachteten Zusammenhang jedoch nicht abzuleiten.

 

Ähnliche Aufgaben wie der Mosaik-Test und das Figurenlegen des HAWIK-III sind auch in anderen mehrdimensionalen, d.h. verschiedene Aspekte der intellektuellen Begabung erfassenden IQ-Tests enthalten (vgl. für Kinder: AID, K-ABC; für Erwachsene: HAWIE). Für Kinder mit durchschnittlicher und v.a. überdurchschnittlicher Begabung ist der AID 2 als Intelligenztest dem HAWIK-III vorzuziehen, da er neben dem besseren Testkonzept auch keine Übertragung aus einer anderen Sprache und einem abweichenden Kulturraum darstellt.

Ausschnitt des AID 2
Adaptives Intelligenz Diagnostikum 2 (AID 2): Auch der AID 2, wie der HAWIK-III ein Intelligenztest für Kinder und Jugendliche ab Schulalter, enthält mit den beiden Subtests Antizipieren und Kombinieren sowie Analysieren und Synthetisieren Aufgaben, welche die Rekonstitutionsfähigkeit nach Barkley (s.o. unter HAWIK-III) überprüfen. Erstere ist dem Figurenlegen, zweite dem Mosaik-Test des HAWIK-III vergleichbar. Die Items von Analysieren und Synthetisieren des AID 2 sind insgesamt vorteilhafter, da sie fast ausschließlich Muster ohne Würfelgrenzen vorgeben, d.h. die Analysefähigkeit umfangreicher berücksichtigen.

 

Der AID (2) ist in seiner ersten (und zweiten) Fassung ein hervorragender IQ-Test für Kinder und Jugendliche. Sein testtheoretisches Modell zeichnet ihn vor allen anderen Intelligenztests (auch jenen für Erwachsene) aus und gewährleistet sehr zuverlässige und genaue Ergebnisse.

US-Ausgabe des K-ABC
Kaufman - Assessment Battery for Children (K-ABC): Die K-ABC ist auch im deutschsprachigen Raum der Standardintelligenztest v.a. für jüngere Kinder. Die Lese- und Schreibfertigkeit ist nur für die Zusatztests eine notwendige Voraussetzung. Der Subtest Nr. 6 Dreiecke ist dem Mosaik-Test des HAWIK-III bzw. dem Analysieren und Synthetisieren des AID vergleichbar. Allerdings gilt für die Items der Dreiecke die gleiche Einschränkung wie für die entsprechende Aufgabe des HAWIK-III (vgl. AID 2).

 

Die K-ABC ist ein sehr guter Intelligenztest v.a. für jüngere Kinder sowie Grundschüler, die mit dem Lesen und Schreiben Probleme haben. Die Aussagekraft seiner Skalen für die Diagnose des Hyperkinetischen Syndroms ist auf den Subtest Dreiecke beschränkt.

David Wechsler
Intelligenztests für Erwachsene wie der Hamburg Wechsler Intelligenztest für Erwachsene - Revision 1991 (HAWIE-R) verfügen z.T. über vergleichbare Subtests und Skalen. Allerdings ist bei der Diagnose von Erwachsenen, die an einer Hyperkinetischen Störung leiden, die Erfassung neuropsychologischer Informationen meist nicht vordringlich, weil aus ihnen i.d.R. kaum therapeutische Maßnahmen abzuleiten sind und die Patienten meist auch keiner spezifischen Förderung wie betroffene Schulkinder bedürfen. Darüber hinaus sind - leider! - die entsprechenden Zusammenhänge bei Erwachsenen noch schlechter untersucht als bei Kindern und Jugendlichen. Dennoch sind neuropsychologische Untersuchungen und IQ-Tests bei Erwachsenen ein entscheidender Bestandteil der Diagnostik, um insbesondere andere Ursachen für Defizite in der Aufmerksamkeit und Selbststeuerung auszuschließen. 

 

Mehrdimensionale IQ-Tests für Erwachsene (u.a.):

- Hamburg Wechsler Intelligenztest für Erwachsene (HAWIE-R)
-
Mannheimer 
Intelligenztest
(MIT)

Andere mehrdimensionale Verfahren wie der Intelligenz Struktur Test (IST [2000 R]) sind in ihrer Perspektive trotz mehrerer Subtests stark auf Aspekte eng umschriebener kognitiver Leistungen beschränkt und eignen sich nach bisherigen Erfahrungen wenig zur Absicherung der Diagnose einer Hyperkinetischen Störung 

 

 


Tests zur Messung der Begabung

Tests bei Teil- leistungsstör.

Wahrnehmung und Gedächtnis

Motoriktests

 

 

Diagnostisch interessante Informationen, 
die über die Kernsymptomatik hinausgehen:

Mit der Hyperkinetischen Störung ist häufig eine Reihe von Auffälligkeiten verbunden, die nicht unmittelbar Ausdruck der Kernsymptomatik sind, jedoch mit der Störung und/oder komorbiden Störungen in Zusammenhang stehen. Bisweilen ist es nicht nur interessant, sondern notwendig, diese weitergehende Symptomatik genauer zu betrachten, weil sie wichtige Informationen für die Differentialdiagnostik, d.h. die Abgrenzung der Hyperkinetischen Störung von anderen Störungen bereithält. Dazu sind neben der Allgemeinen Intelligenz - die entgegen der Bezeichnung "allgemein" dennoch stets nur ein beschränktes Bild der intellektuellen Leistungsfähigkeit darstellt - v.a. Wahrnehmungs- und Gedächtnisleistungen sowie motorische Fähigkeiten von Interesse. Die große Mehrheit der hier gebräuchlichen Testverfahren stammt aus dem Bereich der (Neuro-)Psychologie und wird i.d.R. von Psychologen durchgeführt. An dieser Stelle sind allerdings auch medizinische Untersuchungen sehr wichtig, um beispielsweise physiologische Fehlfunktionen von Sinnesorganen und andere organische Ursachen für falsche Steuerungsprozesse von Wahrnehmung und Motorik auszuschließen bzw. einzugrenzen. 

 

Messung der Intelligenz

 


Albert Einstein im Alter von 6 Jahren
Mehrdimensionale Intelligenztests für Kinder und Jugendliche (u.a. HAWIK-III, AID 2, K-ABC) gehören zur Standarddiagnostik bei Verhaltensstörungen. Eine notwendige Voraussetzung angepassten Verhaltens ist nämlich, die Anforderungen der Umwelt verstehen zu können. Dazu bedarf es einer basalen Begabung in unterschiedlichen Bereichen der geistigen Leistung. Aufmerksamkeit bzw. die Fähigkeit zur Konzentration der geistigen Aktivität auf bestimmte Gegenstände ist ein Bestandteil der Intelligenz. Hyperaktivität, d.h. motorische Überaktivität kann auch ein Symptom von Entwicklungsstörungen oder geistiger Behinderung sein; sie wird in solchen Fällen meist anders als die Hyperkinetische Störung behandelt. Gelegentlich werden auch im Fall von Hochbegabung Symptome beschrieben, die denen der Hyperkinetischen Störung ähnlich sind. Unter- oder Überforderung allein machen jedoch nicht zwangsläufig unruhig, unaufmerksam oder impulsiv. Die Begabungstestung ist daher kein Grundpfeiler der Störungsdiagnostik, doch ergibt sie i.d.R. wichtige Informationen zu möglichen anderen Ursachen des auffälligen Verhaltens. Darüber hinaus erlaubt sie eine mit großer Vorsicht vorzunehmende Einschätzung der Entwicklungsperspektiven sowie der Erfolgsaussicht bestimmter Behandlungsformen, die der Einsichtsfähigkeit des Kindes oder Jugendlichen bedürfen.

 

Die besten Intelligenztests für Kinder und Jugendliche mit mehreren "Dimensionen", d.h. unterschiedlichen Arten von Aufgaben sind (s.o.):

- HAWIK-III
  (normalbegabte und
   unterdurchschnittlich
   begabte Kinder und
  Jugendliche)
- AID 2
  (normal und überdurch-
   schnittlich begabte
   Kinder und Jugendliche)
- K-ABC
  (Kinder bis 12 Jahren auf
   allen Begabungsniveaus)

Für Kinder mit Hör- und/oder Sprech-/Sprachstörungen:

- SON-R 2 1/2 - 7
- SON-R 5 1/2 - 17
  (= Snijders-Oomen-
   Nonverbaler Intelligenz-
   test für Kinder und
   Jugendliche von 2-17)

Beispiele:


Ausschnitt des CPM (Raven)


Ausschnitt des CFT2 (Cattell)

Eindimensionale Intelligenztests für Kinder und Jugendliche (u.a. SPM/APM/CPM, CFT1/CFT2) sind meist rasch durchführbare Testverfahren, die auf einem bestimmten Aufgabenprinzip beruhen. Ihr Vorteil liegt neben der geringen Durchführungsdauer im häufigen Verzicht auf die Testung sprachlicher Fähigkeiten sowie des kulturellen Wissens (Kenntnis von Sprache und Lebensgewohnheiten einer bestimmten Gemeinschaft). Diese IQ-Tests können also auch bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden, die in anderen Kulturen aufwuchsen und nicht über das Wissen eines seit seiner Geburt  im deutschsprachigen Raum lebenden Kindes verfügen. Nachteil der eindimensionalen Begabungstests ist demgegenüber ihre Beschränkung auf nur eine Aufgabenform. Hat ein Kind grundsätzliche Probleme, diese Art der Aufgabenstellung zu verstehen - meist müssen Reihen von Mustern oder Figuren fortgesetzt werden - oder leidet es an bestimmten Arten von Wahrnehmungsstörungen, so wird es in einem solchen Test versagen, obwohl es bei anderen Intelligenztests besser abschneiden würde. Eindimensionale IQ-Tests geben auch keine differenzierte Auskunft über Mängel in unterschiedlichen Begabungsbereichen und lassen daher für sich keinen Schluss auf sinnvolle Fördermaßnahmen zu.

 

Gute eindimensionale Intelligenztests für Kinder und Jugendliche:

- SPM / APM
  (= Standart / Advanced
   Progressive Matrices
   = Matrizentest nach
   J.C. Raven)
- CFT2
  (= Culture Fair Intelligence
   Test nach R.B. Cattell
   = Grundintelligenztest
   Skala 2 nach C. & Weiß)

Für SPM und APM liegen bereits seit einigen Jahren neue Normen vor. Die CPM wurden 2002 mit neuen Vergleichsdaten publiziert; sie messen bei gut bis sehr gut begabten Kindern jedoch nicht sehr genau. Die alten Normen der Tests (vor 1998) überschätzen die Intelligenz der Testpersonen. Die Normen des CFT2 wurden in den vergangen Jahren mehrfach überprüft und gelten als zuverlässig.


Albert Einstein
im Alter von 72 Jahren (1951)
Mehrdimensionale Intelligenztests für Erwachsene (u.a. HAWIE-R, MIT, LPS) entsprechen in der Konzeption vergleichbaren Tests für Kinder und Jugendliche. Da sich die Leistungsfähigkeit in den zwei zentralen Maßen von Intelligenztests - Geschwindigkeit und Genauigkeit - mit dem Älterwerden zu Gunsten einer langsameren, jedoch exakteren Bearbeitung der Aufgaben verschiebt, erbringen Testverfahren, die ohne allzu enge Zeitbegrenzung die Obergrenze der Leistungsfähigkeit bestimmen, ab dem Jugendalter stabilere Ergebnisse. Manche Intelligenztests für Erwachsene wie der Mannheimer Intelligenztest (MIT) oder das Leistungsprüfsystem (LPS) können daher bereits ab dem späten Kindesalter angewandt werden und verfügen über entsprechende Normen. Im Erwachsenenalter spielt die Überprüfung der intellektuellen Begabung bei der Diagnose einer Hyperkinetischen Störung allerdings kaum eine Rolle, da minderbegabte Personen i.d.R. mit drängenderen Problemen befasst sind und sich - v.a. im Fall von Hyperaktivität bei geistiger Behinderung - oft schon in anderweitiger Betreuung und Behandlung befinden. Auch im Fall von Erwachsenen gilt: Eine Unter- oder Überforderung führt nicht zwangsläufig zu Unruhe, Unaufmerksamkeit und impulsivem Verhalten. Zeigen sich im Intelligenztest Symptome einer möglichen Aufmerksamkeitsstörung, so sind v.a. soziale Ursachen wie stressige Lebens- und Arbeitsbedingungen oder mangelndes Training in Konzentration fordernden Aufgaben abzuklären, bevor eine Hyperkinetische Störung diagnostiziert werden sollte. 

 

Mehrdimensionale IQ-Tests für Erwachsene:

- HAWIE-R (s.o.)
- MIT (= Mannheimer
  Intelligenztest - 3. Aufl.)
- LPS (= Leistungsprüfsystem
  für 10-50-jährige - 2. Aufl.)

Eine Überprüfung der intellektuellen Begabung ist bei neurologischen und/oder Verhaltens-Störungen im Erwachsenenalter immer angezeigt. Spezifische Erkenntnisse für die Diagnose einer Hyperkinetischen Störung lassen sich aus den Ergebnissen jedoch kaum ableiten. Der Aspekt einer defizitorientierten Förderung ist bei Erwachsenen nur bedingt wichtig, da die Notwendigkeit schulischen Lernens nicht mehr in gleichem Maße wie bei Kindern und Jugendlichen gegeben ist. Einen Grenzbereich stellen hier allerdings die nicht selten massiven Einschränkungen v.a. von betroffenen jungen Erwachsenen in Ausbildung und Studium dar.


Ausschnitt des APM (Raven)


Ausschnitt des CFT3 (Cattell)

Eindimensionale Intelligenztests für Erwachsene (u.a. APM, CFT3) funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie die entsprechenden Tests für Kinder. Daher gelten für sie die gleichen Vorzüge und Einschränkungen. Im Erwachsenenalter ist eine orientierende Überprüfung der intellektuellen Begabung oft ausreichend, da sie - in Verbindung mit anamnestischen Angaben (der "Krankengeschichte") - sowohl die basale Intelligenz als auch mögliche pathologische Veränderungen der Begabung anzudeuten vermag. Letzteres ist wichtig, da beispielsweise ein auffälliger Unterschied zwischen dem gemessenen IQ und der beruflichen Qualifikation auf eine bislang unbemerkte Degeneration, d.h. einen Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit hinweisen kann. Für solche Abbauprozesse gibt es eine Vielzahl möglicher Ursachen, zu denen schwerwiegende Erkrankungen, allerdings auch die (Spät-)Folgen von starkem Alkohol- und/oder Nikotinkonsum sowie der Einnahme von Drogen zählen. Vergleichbar den Ausführungen zu mehrdimensionalen IQ-Tests für Erwachsene gilt auch hier: Unterdurchschnittliche Intelligenz bedingt für die Betroffenen i.d.R. andere, drängendere Probleme als sie gewöhnlich durch eine Hyperkinetische Störung entstehen.

 

Eindimensionale IQ-Tests für Erwachsene:

- APM (= Advanced
  Progressive Matrices
  nach J.C. Raven)
- CFT3 (= Culture Faire
  Intelligence Test =
  Grundintelligenztest
  Skala 3 nach
  R.B. Cattell & R.H. Weiß)

Die APM liegen seit 1998 in einer neuen deutschen Normierung vor. Sie eignen sich - neben dem Intelligenz- Struktur-Test (I-S-T 2000 R)* nach R. Amthauer - auch zur differenzierten Messung der Intelligenz bei gut bis sehr gut begabten Erwachsenen. Für den CFT3 liegt keine aktuelle Neunormierung vor.

* Mehrdimensionales, aber
  stark auf formal-logisches
  Denken ausgerichtetes
  Testverfahren

Diagnostik von Teilleistungsstörungen

 

Beispiele:


Ausschnitt aus dem ZLT


DEMAT 1+

Lese-/Rechtschreib- sowie Rechentests (u.a. ZLT, ZLVT, SLRT, HSP, DRT, WRT, DEMAT 1+, MT2, SRT) sind letztlich eine Mischung aus Intelligenz- und Leistungstest, da sie die Leistungsfähigkeit in einzelnen schulischen Fertigkeiten erfassen, die auf bestimmten Aspekten der intellektuellen Begabung aufbauen. Sie sind bei der Diagnostik einer Hyperkinetischen Störung im Kindes- und Jugendalter von Bedeutung, da sie die Grundlage von Problemen im schulischen Rahmen aufdecken können. Dabei geht es nicht allein um die Feststellung einer möglicherweise komorbiden, d.h. zur Hyperkinetischen Störung als eigenständige Störung hinzukommenden Teilleistungsstörung. Vielmehr kann das Scheitern an schulischen Anforderungen eine Reihe von Verhaltensweisen hervorbringen, die jenen der Hyperkinetischen Störung ähneln: mangelnde Konzentration und Unruhe, da die Erwartung des eigenen Versagens Kinder dazu verleiten kann, dem Unterricht überhaupt nicht mehr zu folgen sowie soziale Kontakte und Zuwendung über alternative, meist störende Aktivitäten zu erhalten. Obwohl eine gestörte willkürliche Steuerung der Aufmerksamkeit wie im Fall der Hyperkinetischen Störung den Erwerb schulischer Fertigkeiten stark behindern kann, sollte trotz überdurchschnittlich häufigem gemeinsamem Auftreten der beiden Störungen nicht von gleichen Ursachen oder gar einer genetisch festgelegten Verwandtschaft ausgegangen werden. Hinzu kommt, dass Schulleistungstests ungeachtet ihrer Nutzung zur Diagnose von Teilleistungsstörungen weniger eine grundlegende Störung messen können als vielmehr Aufschluss über den Lernstand des Kindes geben. Dieser hängt jedoch nicht allein vom Lernvermögen, der mit solchen Tests i.d.R. nicht zu überprüfenden Lernfähigkeit eines Kindes ab, sondern v.a. auch von der Qualität des Unterrichts.

 

Gängige Verfahren in der Teilleistungsdiagnostik:

- ZLT (Zürcher Lesetest)
- ZLVT (Zürcher Lese-
  Verständnistest)
- SLRT (Salzburger Lese- und
  Rechtschreibtest)
- HSP (Hamburger
  Schreibprobe)
- DRT (Diagnostischer
  Rechtschreibtest)
- WRT (Weingartner
  Grundwortschatz-
  Rechtschreibtest sowie
  Westermann
  Rechtschreibtest)
- DEMAT 1+ (Deutscher
  Mathematiktest für
  erste Klassen)
- MT2 (Mathematiktest
  für zweite Klassen)
- S-RT (Schweizer
  Rechentest)

Bei Schulleistungstests ist die Anwendung aktueller und lokal normierter Verfahren sehr wichtig, da Schulen und Lehrpläne sich regional stark unterscheiden.

Entscheidend für die fachgerechte Diagnose einer Teilleistungsstörung ist nicht das absolute Ergebnis (z.B. zu den 5 % der schlechtesten Schüler im Rechtschreiben zu zählen), sondern der Abstand der Teilleistung zum IQ, d.h. der allgemeinen Intelligenz.

Überprüfung von Wahrnehmung und Gedächtnis

 


US-Ausgabe des FEW


US-Ausgabe der VOSP


Ausschnitt aus dem SIPT

 

Wahrnehmungstests wie Frostigs Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung (FEW), die Testbatterie für visuelle Objekt- und Raumwahrnehmung (VOSP) oder der Sensory Integration and Praxis Test (SIPT) sind Verfahren zur Erfassung von einzelnen Aspekten der Wahrnehmung. Sie sind meist im Grenzbereich von Entwicklungstests und neuropsychologischen Tests angesiedelt, d.h. sie messen Fähigkeiten einerseits in Abhängigkeit vom Alter, andererseits jedoch auch im Vergleich von Personengruppen mit verschiedenen Störungen. Obwohl gerade im Zusammenhang mit der Hyperkinetischen Störung häufig der Begriff der Wahrnehmungsstörung gebraucht wird, ist eine solche Störung als eigenständige Diagnose in der ICD-10 nicht enthalten. Viele der rasch wachsenden Zahl an Testverfahren und Therapieangeboten für wahrnehmungsgestörte Kinder beschränken sich auf mehr oder weniger willkürlich herausgegriffene Muster an Auffälligkeiten, deren Bedeutung für das komplexe System der Wahrnehmungsfunktionen des Gehirns kaum zu bestimmen und deren Therapiewürdigkeit und -notwendigkeit nicht selten fraglich ist. Daher wird die sogenannte "ökologische Validität", d.h. die Alltagsgültigkeit der meisten Wahrnehmungstests für "normale" Kinder ohne nachweisbare neurologische Störungen oder Schäden (z.B. Epilepsien oder Folgen einer Hirnverletzung) von Experten bezweifelt. Eine grundsätzliche, überzufällig häufige Verbindung von Hyperkinetischer und Wahrnehmungs-Störung ist aufgrund der unterschiedlichen Funktionsebenen der relevanten Bereiche des Gehirns nicht anzunehmen. Aus diesem Grund haben Therapieverfahren, welche primär auf die Behandlung von Auffälligkeiten in der Wahrnehmung abzielen (z.B. ergotherapeutische Programme wie die Sensorische Integration nach A. Jean Ayres) keinen Effekt auf die hyperkinetische Kernsymptomatik. Auch der Zusammenhang von Wahrnehmungs- und Lernstörungen ist für viele Aspekte der Wahrnehmung weitgehend ungeklärt.

 

Beide weltweit üblichen Diagnoseschemata (die ICD-10 der WHO sowie das DSM-IV der APA) kennen keine eigenständige Diagnose einer Wahrnehmungsstörung. 

Die Reifung und Entwicklung der menschlichen Wahrnehmung ist in hohem Maße modular und integrativ zugleich, d.h. die Natur gewährleistet ein optimales Zusammenspiel der Sinne, sofern diese sich normal entwickeln können, versucht bei Defiziten in einzelnen Modalitäten jedoch einen bestmöglichen Ausgleich geschädigter Funktionen. Daher mussten u.a. die Vorstellungen von Jean Ayres zur Stufenentwicklung der Wahrnehmung weitgehend aufgegeben werden. Eine "künstliche Integration" von Wahrnehmung oder die Therapie von vermeintlichen Basisfunktionen zeigt i.d.R. deutlich weniger Erfolge als ein gezieltes Training einzelner Fertigkeiten bei  Defiziten oder beobachteten Auffälligkeiten.

Exkurs:


Vorbemerkung zum Thema Gedächtnis

Gedächtnistests sollten sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen ein fester Bestandteil der Diagnostik zum Vorliegen einer Hyperkinetischen Störung sein. Die sehr vielfältigen und äußerst komplizierten Funktionen des menschlichen Gedächtnisses werden seit mehreren Jahrhunderten erforscht. Dennoch sind die beiden zentralen Perspektiven auf das Denken und Erinnern, nämlich die Frage nach dem Wo? (Struktur) und Wie? (Funktion) des Gedächtnisses, bis heute nur schwer in einem einheitlichen Modell miteinander zu verbinden. Durch sichtbare Verletzungen des Gehirns und/oder moderne bildgebende Verfahren (v.a. Computer-Tomographie) wissen wir zwar teilweise, wo bei normal entwickelten Menschen die Erinnerung "sitzt". Diese Ausfälle erklären uns aber kaum, wie Erinnern eigentlich funktioniert. Umgekehrt wurden in den letzten 100 Jahren zahllose psychologische Experimente durchgeführt, welche die Arten (Kurz- oder Langzeitgedächtnis) und Funktionen (Zwischenspeicher, Erinnerung, etc.) des Gedächtnisses beschreiben halfen. Sie ergeben jedoch nur ein Bild der Arbeitsweise des Gedächtnisses - vergleichbar der Software auf einem Computer -, sagen allerdings nur wenig darüber aus, wo im Gehirn die Hardware - d.h. der Computer - des Gedächtnisses sitzt und wie die Hirnareale für das Denken und Erinnern genutzt werden. Dabei ist das Gedächtnis für fast alle Denk- und Wahrnehmungsprozesse im menschlichen Gehirn von größter Bedeutung: für das Sehen (z.B. von Bewegung) genauso wie für das Verstehen von Sprache (Merken von Wörtern, bis ein Satz Sinn ergibt); wir erinnern uns an Schulwissen, an Bilder und Melodien und Berührungen und Bewegungsabläufe unseres Körpers; das Gedächtnis speichert Zeichen und ihre Bedeutungen, Informationen über Sinnesreize und die Gefühle, mit denen wir auf diese Reize reagieren. Daher kommt dem Gedächtnis natürlich auch eine entscheidende Rolle bei der Steuerung unseres Verhaltens zu. Die Erinnerung an einen Unfall lässt uns möglicherweise langsamer Radfahren, das Vergessen von Regeln und Verboten einen Fehler immer wieder machen. Mängel in der Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses behindern das Sprachverständnis und damit in einer durch mündliche Kommunikation gesteuerten Erziehung die Anpassung von Kindern an ihre soziale Umwelt. Verständnislosigkeit und Vergessen machen einsam, unsicher, hilflos, traurig, unruhig, wütend, verzweifelt, rücksichtslos - je nach Person und Umgebung. Das Gedächtnis ist der Schlüssel zum Menschen.

 


Beispiel von Zahlenreihen
Gedächtnistests in Intelligenztests sind der einfachste Zugang zur Überprüfung von Gedächtnisleistungen. So enthält der HAWIK-III als fakultativen Zusatztest das Zahlennachsprechen, der AID 2 als Pflichtteil das Unmittelbare Reproduzieren. Beide Subtests messen die Fähigkeit, sich Reihen von Ziffern merken und sie wiedergeben zu können. Der K-ABC als dritter großer Intelligenztest für Kinder verfügt mit von 5 von 16 Untertests gleich über mehrere Aufgaben zur Prüfung von Gedächtnisleistungen zu verschiedenen Arten von Informationen wie Bildern, Bewegungen und Zahlen. Auch Intelligenztests für Erwachsene, die ja meist nach den gleichen Prinzipien aufgebaut sind, enthalten vergleichbare Testaufgaben (HAWIE-R: Zahlennachsprechen; IST 2000 R: Merkaufgaben). Letztlich setzen allerdings auch die meisten anderen Aufgaben ein- oder mehrdimensionaler IQ-Tests ein funktionierendes Gedächtnis voraus, sei es bei der Frage nach Bildungswissen oder auch "nur" dem sprachlichen Verstehen der Aufgabenanleitungen.

 

Gedächtnistests im Rahmen von IQ-Tests:

- Zahlennachsprechen
  (HAWIK-III / AID 2 / K-ABC /
  Erwachsene: HAWIE-R)
- WMS-III (Wechsler Memory
  Scale - 3rd Edition)
  Die WMS-III erfasst mehrere
  Teilaspekte von versch.
  Gedächtnisleistungen, die
  an die Aufgaben des
  Wechsler IQ-Tests für
  Erwachsene angelehnt
  sind.

Die Gedächtnistests in Intelligenztests sind i.d.R. sehr einfach gehalten. Sie geben zwar einen bedeutsamen Aspekt der Intelligenz wieder, eignen sich jedoch kaum zur Diagnose spezieller Defizite von Gedächtnisfunktionen.


Beispiel für einen Digit Ordering Test (DOT)
Digit Ordering Tests (DOT) sind neuropsychologische Testverfahren, bei welchen Ziffernreihen nicht nur gemerkt und vorwärts/rückwärts wiedergegeben werden müssen, sondern die Zahlen zudem in eine neue Reihenfolge gebracht werden sollen. Der für Deutschland modifizierte Adaptive Digit Ordering Test (DOT-A/B) nach Hoppe, Müller, Werheid, Thöne & von Cramon erlaubt die in der Schwierigkeit ansteigende Messung dieser Fähigkeit mittels Reihen von 3 bis 8 Ziffern. Während die üblichen Gedächtnistests meist ausschließlich die Merkfähigkeit erfassen, erfordern Ordnungsverfahren wie der DOT-A/B die gleichzeitige Speicherung und Verarbeitung von Informationen. Sie geben daher besser als reine Merktests die Leistung des Arbeitsgedächtnisses wieder. Erste Studien mit diesem neuen Verfahren (seit 2000) zeigen seine Qualität im Erkennen von Personen mit spezifischen Auffälligkeiten im Bereich des Frontalhirns, so u.a. bei Parkinson-Patienten und Schädigungen des Gehirns durch Verletzungen. Da der präfrontale Cortex auch im Fall der Hyperkinetischen Störung betroffen ist, können Gedächtnistests wie der DOT-A/B wichtige Informationen liefern. Allerdings liegen dazu bis heute keine einschlägigen wissenschaftlichen Daten vor. Ob also eine Beeinträchtigung des Arbeitsgedächtnisses im Fall der Hyperkinetischen Störung zur Symptomatik zählt oder auf anderer Grundlage vergleichbare Symptome hervorbringt, ist bislang nicht geklärt. Zudem scheint es für eine eindeutige Lokalisierung der Funktionen des Arbeitsgedächtnisses im frontalen Cortex noch zu früh zu sein. 

 

Digit Ordering Tests wie der DOT-A/B sind Verfahren zur gezielten Messung der Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses. Dieses hat zwei zentrale Aufgaben:  die Speicherung und die Verarbeitung von Informationen. Da Studien die - zumindest teilweise - Lokalisierung dieser Gedächtnisfunktionen im frontalen Cortex gezeigt haben, ist eine Verbindung von entsprechenden Gedächtnisdefiziten und Hyperkinetischer Störung denkbar, jedoch bislang nicht schlüssig gezeigt worden.

Für den DOT-A/B liegen bislang nur vorläufige Normen für Erwachsene vor. Gleiches gilt für den Subtest Arbeitsgedächtnis der TAP (vgl. Beschreibung unten).

Beispiel für die Abfolge von Ziffern auf dem Bildschirm:

keine Reaktion

keine Reaktion

keine Reaktion

Reaktion (Taste drücken)

Der Subtest Arbeitsgedächtnis der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP) ermöglicht wie der DOT-A/B eine Messung der Gedächtnisleistung, die neben der Speicherung eine parallele Verarbeitung der Informationen verlangt. Dazu soll die Testperson in der schwierigsten Variante des Verfahrens immer dann reagieren, wenn die gerade auf dem Monitor gezeigte Ziffer der vorletzten entspricht. Obwohl diese Aufgabe vielen Testpersonen zunächst sehr schwierig erscheint, hat die zugrunde liegende Fähigkeit im Alltag große Bedeutung. Können wir nämlich zwei vorangegangene Wissensinhalte nicht unabhängig voneinander im Gedächtnis behalten und mit einer dritten Information in Verbindung bringen, folgen daraus erhebliche Schwierigkeiten beispielsweise beim Verstehen von Sprache. Ein im Deutschen üblicher Satz wie "Das Haus, das auf der Wiese steht, ist grün" kann in diesem Fall nicht verstanden werden, denn die Information über die Farbe überschreibt quasi die Information über den Gegenstand. Trotzdem werden von solch massiven Gedächtnisstörungen betroffene Kinder selbst in der Schule oft nicht erkannt, da sie vielfältige Strategien entwickeln, ihr Nichtverstehen teilweise auszugleichen (Bilder, Notizen, etc.) oder es zu überspielen (Ablenkung, beliebige Tätigkeit o.ä.). Wahrscheinlich sind unterschiedliche Störungen der Gedächtnisfunktionen viel häufiger als diagnostiziert, zumal das menschliche Gehirn viele Einzelleistung mit hochdifferenzierten Prozessen erbringt. Beschleunigen diese vielfältigen festen Prozesse im Normalfall die Hirnfunktionen, da sie in bestimmten Gehirnarealen in immer gleicher Weise ablaufen und daher gut geübt sind, so ist die Überprüfung aller Teilfunktionen bei Auffälligkeiten kaum möglich. Dennoch lohnt es sich angesichts der Symptome von Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität, in einfacheren Tests wie DOT oder TAP beobachteten Defiziten in der Gedächtnisleistung nachzugehen, da mangelndes Verstehen v.a. bei Kindern ganz natürlich Desinteresse, Ablenkung und alternative Aktivitäten zur Folge hat.

 

Der TAP-Untertest zum Arbeitsgedächtnis ist ein brauchbares Verfahren (Normen für Erwachsene), um Auffälligkeiten in der parallelen Speicherung und Verarbeitung von Informationen aufzudecken. An ihn können sich bei Anzeichen von Störungen der Gedächtnisfunktionen andere neuropsychologische Testverfahren anschließen.

Auf eine Diagnostik der Gedächtnisleistung im Rahmen der Untersuchung einer Hyperkinetischen Störung sollte bei Kindern und Jugendlichen keinesfalls verzichtet werden. Bei Erwachsenen ist sie dann unerlässlich, wenn über Symptome mangelnder Aufmerksamkeit und Konzentration geklagt wird. Wichtig ist - vergleichbar kognitiven Einschränkungen bei Teilleistungsstörungen -, dass das Ergebnis eines Gedächtnistests im Verhältnis zu anderen geistigen Leistungsmaßen (z.B. dem Prozentrang in einem Intelligenztest) gesehen wird.

Das gezielte Training von Gedächtnisfunktionen ist auch im Erwachsenenalter eine sinnvolle therapeutische Maßnahme, sowohl zur Wiederherstellung verlorener Leistungsfähigkeit als auch zum Erhalt kognitiver Funktionen.

Beispiel für ein nur teilweise enthülltes Bild (hier: Sonne mit Gesicht)

Fragmentierter Bildertest (FBT): Der FBT ist ein neueres Testverfahren, das sowohl Wahrnehmungs- als auch Gedächtnisleistungen erfasst. Es funktioniert im Prinzip wie das Spiel "Dalli-Klick" der populären Fernsehshow "Dalli Dalli", die Hans Rosenthal in den Siebziger Jahren moderierte: Darstellungen werden nach und nach enthüllt; Aufgabe ist es, möglichst frühzeitig - mit nur  wenigen Informationen - den zeichnerisch in seinen Konturen abgebildeten Gegenstand zu benennen. Durch eine Wiederholung der Bilderreihe können in einem zweiten Durchgang Lerneffekte festgestellt werden, die Rückschlüsse auf Gedächtnisfunktionen zulassen. Vergleichbar dem Digit Ordering Test (DOT, s.o.) trennt der FBT zwischen gesunden Testpersonen und solchen mit neuropathologischen Auffälligkeiten (hier: Epilepsie, Demenz oder diffuse, in Ausmaß und Ursache nicht eindeutig abgrenzbare Schädigungen des Gehirns). Eine spezielle Normierung für Menschen, die an einer Hyperkinetischen Störung leiden, gibt es bislang nicht. Allerdings umfassen die Normwerte des Verfahrens Daten für Kinder ab 10 Jahren sowie für Erwachsene bis über 70 Jahre.

 

Testverfahren wie FBT oder DOT sind praktische, nicht auf Computer gestützte Tests zur Überprüfung von Aspekten der Gedächtnisleistung. Problematisch sind sie v.a. aufgrund unzureichender Normierung bzw. Daten zur Abgrenzung von einzelnen Störungsbildern. Für Kinder existieren nicht selten überhaupt keine Normen. Dennoch sind Verfahren zur Überprüfung der Leistungen des Arbeitsgedächtnisses einfachen Merkfähigkeitstests ohne eine Komponente der Informationsverarbeitung vorzuziehen, da die Merkfähigkeit nur eine Seite der Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses aufzeigt.
Überprüfung der motorischen Leistungen

 


Abbildung einer Aufgabe aus der LOS KF 18
Lincoln-Oseretzky-Skala - Kurzform (LOS KF 18): Die Lincoln-Oseretzky-Skala gehört zu den Klassikern unter den Motoriktests, ist allerdings bereits etwas älter (2. Aufl. der Kurzform: 1974) und daher hinsichtlich ihrer Normierung heute kritisch zu betrachten. Dennoch bietet die Kurzform mit ihren 18 Aufgaben ein soliden Überblick über die motorischen Leistungen von Kindern zwischen 5 und 13 Jahren. Die Ergebnisse einer Testung mit der LOS KF 18 können Ausgangspunkt einer weiterführenden Diagnostik sein, aber auch Grundlage einer gezielten motorischen Förderung bei Defiziten. Da heutzutage viele Kinder aufgrund des veränderten Spielverhaltens unter Bewegungsmangel leiden, sollten beobachtete motorische Defizite zunächst weniger als Störung verstanden werden, sondern vielmehr als Mangel an motorischer Übung bei ansonsten normaler Entwicklung. Abgesehen von der durch die erhöhte Impulsivität hyperaktiver Kinder bedingten Schwierigkeit, insbesondere komplexe motorische Prozesse richtig auszuführen, ist trotz des Vorliegens einer Hyperkinetischen Störung nicht automatisch von motorischen Beeinträchtigungen auszugehen.

 

Die Testung der Motorik ist ein aufwendiges Unterfangen. Vorgänge der Reifung und Entwicklung greifen hier stark ineinander. Damit stellt die Natur sicher, dass komplexe Bewegungsmuster, die für das (Über-)Leben eines Menschen wichtig sind (z.B. Gehen) weitgehend auch dann zur Verfügung stehen, wenn in der Entwicklung die Übung zu kurz kommt. Allerdings hat das Training von Bewegung einen großen Einfluss auf die Optimierung von Bewegungsabläufen. Es ist daher sehr schwer, die Resultate bei Motoriktests auf spezifische Ursachen in der Entwicklung zurückzuführen. Die Diagnose von Störungen der Motorik sollte daher Experten vorbehalten sein, d.h. entsprechend erfahrenen Neuropsychologen und/oder Fachärzten.

Abbildung aus dem MOT 4-6
Motoriktest für vier- bis sechsjährige Kinder (MOT 4--6): Der MOT 4-6 ist ein der LOS KF 18 vergleichbarer Test zur Erfassung motorischer Fertigkeiten von Kindern im Alter von 4 bis 6 Jahren. Die Normdaten der zweiten Auflage von 1987 sind aktueller als die der LOS KF 18. Auch für dieses Testverfahren gilt: Abweichungen von den Normen können allenfalls als diskrete Hinweise auf Entwicklungsstörungen o.ä. verstanden werden. Die Diagnose einer Störung der Motorik, wie sie z.B. bei einer Zerebralparese (u.a. spastische Lähmungen, Muskeltonusstörungen, etc.) vorliegt, bedarf einer umfangreicheren und detaillierteren fachärztlichen und neuropsychologischen Diagnostik.

 

Der MOT 4-6 deckt als Motoriktest den Altersbereich unterhalb der LOS KF 18 ab. Für ihn gelten die gleichen Qualitäten, aber auch Einschränkungen wie für die LOS KF 18. Die Aufgaben des MOT 4-6 sind allerdings kindgerechter. Bei geistig Behinderten ist eine Testung bis zum Alter von 8 Jahren möglich. 

Titelbild des Buches von Barbara Cardenas
Diagnostik mit Pfiffigunde ist ein einfaches und - im Gegensatz zu den oben beschriebenen Verfahren - sehr billiges Testverfahren zur Erfassung einzelner motorischer Fertigkeiten (Schreibmotorik), visueller Wahrnehmungsprobleme und der Händigkeit. Das seit 2000 in 7. Auflage lieferbare Buch enthält die nötigen Kopiervorlagen und bedarf keiner zusätzlichen testspezifischen Materialien und Protokollbögen. Allerdings verfügt die Diagnostik mit Pfiffigunde nicht über brauchbaren Normen und ist daher selbst zur tendenziellen Diagnose von Störungen der Motorik nicht geeignet. Bei entsprechenden Auffälligkeiten ist die Testung mit standardisierten Verfahren zwingend notwendig, um eine sichere diagnostische Grundlage zu schaffen.

 

Die Diagnostik mit Pfiffigunde ist ein kindgerechtes Verfahren zur Beurteilung der für die Kulturtechniken des Lesens und Schreibens nötigen Basisfertigkeiten. Es eignet sich auch als Lektüre für interessierte Eltern.

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